Wenn man alle Bedingungen erfüllt hat, doch weniger als 1% Rückmeldung erhält.
Es scheint, als sei der Trend, auf eingehende Bewerbungen nicht mehr zu antworten, nicht nur in der Arbeitswelt fest verankert, sondern auch im Verlagswesen und bei Literaturagenturen.
Wer kennt es nicht: Endlich ist das Manuskript fertig, man hat daran gefeilt, es überarbeitet und nun ist es bereit, unter Vertrag genommen und veröffentlicht zu werden!
Obwohl es heute, im Gegensatz früher, die Möglichkeit gibt, seine Bücher selbst zu veröffentlichen, wählen viele Autoren dennoch zuerst den Weg über einen Verlag oder eine Literaturagentur. Beziehungsweise: Versuchen es.
Man recherchiert also, welche Verlage zu der eigenen Geschichte passen, denn man möchte ja nicht seinen Fantasy-Roman an einen Verlag schicken, der nur Sachbücher herausgibt, klar. Auch bei Literaturagenturen sucht man stundenlang auf Foren und anderen Webseiten, stellt sich eine Liste mit passenden Agenturen zusammen und ist immer noch frohen Mutes.
Dann geht es ans Eingemachte: Jeder Verlag und jede Agentur hat andere Vorlieben und Vorgaben, was die Einsendung des Manuskripts bzw. Teilen davon angeht. Bitte nur in Schriftgröße 12 und Times New Roman. Nur Arial. Nur mit soviel Zentimeter Rand. Nur formatiert nach unsere Bedingungen, sonst sehen wir uns das gar nicht erst an. Ach, und wir hätten gerne noch ein Exposé, die Autorenvita und ein Bild sowie die Motivation, weshalb gerade wir die Auserwählten sind.
Okay, alles klar. Man macht sich also die Mühe und erstellt für jede Bewerbung eine neue Version. Hält sich peinlich genau an die Formatierungswünsche und Wörteranzahl. Überlegt dann noch, ob man in der E-Mail noch einen anderen Text schreiben soll oder ob ein kurzes „beigefügt erhalten Sie mein Manuskript etc. pp.“. Und wer ist der richtige Ansprechpartner? Warum kann ich da keinen Namen auf der Webseite finden? Reicht es, wenn ich “Sehr geehrte Damen und Herren” als Anrede nehme oder bin ich dann gleich raus? Man zerbricht sich den Kopf, berät sich mit anderen Autoren und Freunden, liest die Seite des Verlags/der Literaturagentur zigmal durch und findet doch nicht die Antwort, nach der man sucht.
Egal. Man hat alles gegeben, mehr geht nicht. Die E-Mail mit den Anhängen geht raus und nun beginnt das hoffnungsvolle Warten.
Doch es kommt, auch nach Monaten, nichts. Wenn man Glück hat, gibt es noch einige wenige, die kurz und knapp antworten. Doch mehr als ein „Vielen Dank, jedoch haben wir kein Interesse an Ihrem Manuskript, wünschen Ihnen dennoch viel Erfolg.“ darf man nicht erwarten.
Was mich stört: Weshalb schreibt ihr Verlage, schreibt ihr Literaturagenturen auf euren Webseiten, dass Einsendungen erwünscht sind? Tut doch nicht so und seid ehrlich. Schreibt, dass ihr momentan nichts sucht. Und wenn, dann bitteschön nur von C bis Z-Promis, die sich vermarkten lassen, ohne dass ihr einen Finger rühren müsst. Schreibt, dass ihr keine Einsendungen von Debütanten wollt, weil euch der Aufwand zu groß ist. Weil ihr lieber auf Bewährtes zurückgreift.
Schreibt doch stattdessen lieber ganz genau, wonach ihr im Moment (bzw. für die nächsten Jahre) sucht: Welches Genre, Subgenre, Zielgruppe, welches Thema. Was der Autor zudem alles mitbringen muss, damit ihr euch überhaupt die ersten Seiten des Manuskripts durchlest. Listet eure Wünsche auf! Lasst die ganzen Debütautoren nicht im Dunklen stehen.
Somit verschwenden sowohl wir als auch ihr nicht mehr unsere Zeit.
Zudem finde ich es ein Unding, dass man noch nicht einmal eine automatische Eingangsbenachrichtigung einstellt (ich habe nur zwei Literaturagenturen erlebt, die das hatten). Wo ist das Problem? Das ist ein Automatismus. Dafür benötigt man einmalig zwei Minuten oder weniger, um das für eingehende Nachrichten im entsprechenden E-Mail-Programm einzustellen.
Ihr verlangt, dass man sich minutiös an eure Vorgaben hält und könnt im Gegensatz dazu noch nicht einmal eine automatisierte Eingangsbestätigung einstellen sowie euch nicht die Mühe machen, wenigstens per Textbaustein Absagen zu versenden?
„Wir erhalten tausende Einsendungen, da haben wir einfach keine Zeit, Absagen zu verschicken!“ Hört mir auf mit dieser Heuchelei. Die Lösung ist: Entweder keine Einsendungen anzunehmen oder genau aufzulisten, wonach man sucht (s.o.).
Alles andere ist eine billige Ausrede und kein gutes Benehmen, gerade in der heutigen Zeit, wo man sich noch nicht einmal mehr groß Mühe machen muss, um Absagen oder Eingangsbestätigungen zu versenden, weil das Mailprogramm alles übernimmt.
Ich finde so ein Verhalten respektlos und nicht fair. Abgesehen davon gehe ich stark davon aus, dass in euren Papierkörben so manches Juwel schlummert, nur weil der Autor eben unbekannt ist und man sich daher nicht die Mühe macht, die eingesandten Seiten zu lesen.
Daher ist es eine bessere Lösung, selbst zu veröffentlichen. So kann man wenigstens vom Buchcover und Titel bis zu Entscheidungen zum Verlauf im Buch alles selbst entscheiden. Und verschwendet keine Wartezeit.
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